Für den Gottesdienst morgen haben wir den großen Tisch aus dem Foyer in die Kirche geholt.
Der Tisch erzählt von einem Gastgeber, der gerne Gäste hat, der seinen Wein nicht aufspart für später, der den Austausch liebt und weiß, dass ein Essen Leib und Seele zusammenhält und Menschen verbindet.
Jedes Jahr führen wir so Konfirmandinnen in ein Geheimnis ein, das daran glaubt:
hier, an diesem Tisch nimmst du etwas auf, das Grenzen überwindet, das dir Kraft gibt für einen Weg, der dich in Frieden mit dir, deinem Nachbarn und Gott leben lässt.
In den letzten drei Wochen hat sich uns ein anderes Tisch-Bild eingebrannt,
eins, bei dem mir immer kalt wird.
Sie wissen, welches ich meine, das Bild vom großen Tisch im Kreml, an dem zwei Menschen in maximaler Entfernung voneinander sitzen.
Ein Bild, das deutlich einen Graben zeigt und – so muss man heute sagen - vorwegnahm, was dann mit dem Überfall auf die Ukraine ein paar Tage später
grausame Wirklichkeit wurde, nämlich Krieg. Krieg mit seinen furchtbaren Folgen und entsetzlichem Leid.
In einer Kirche beten wir für den Frieden und für Menschen in Not
und in Kriegen. Lasst uns das heute auch tun, in dem wir eine Minute still werden, schweigend an die Opfer dieses Krieges denken und für eine baldige friedliche Lösung beten.
EINE MINUTE STILLE
Beten und hoffen wir, dass bald Ukrainer und Russen, Große und Kleine, Schnelle und Langsame wieder an einem Tisch sitzen und sich zuhören und austauschen, ihren Wein nicht aufsparen und zusammen Musik machen, dass dieser Krieg sein Ende findet.
Ich danke der USB-Stiftung, dass sie in unserer Ohnmacht die Idee fand zu diesem Benefizkonzert. Vielen Dank auch, dass Sie da sind und wir gemeinsam ein Zeichen setzen.
Pastor Thomas Gerhold
Vielen Dank, sehr geehrte Damen und Herren, dass Sie mit Ihrer Anwesenheit unser Benefizkonzert für ukrainische Kinder unterstützen.
Wenn ich Sie in der Vergangenheit zu einem der zahlreichen eastPLUGGED® Konzerte begrüßte war die Stimmung in diesem Kirchenraum unter den Gästen, Musikerinnen und Musikern schon Stunden vorher positiv bis enthusiastisch. Angespannt war allenfalls ich in meiner Funktion als verantwortlicher Organisator.
Heute erscheinen wir alle angespannt, und diese Anspannung geht weit über diesen Raum hinaus, es ist eine globale Anspannung, weil offensichtlich niemand weiß, wie Putin und der von ihm veranlasste Krieg auf dem Territorium der Ukraine gestoppt und ein Flächenbrand verhindert werden können.
Der heimtückische Überfall hat gleichzeitig die demokratischen Staaten in einer Weise solidarisiert und sehr schnell zu gemeinsamen, weitreichenden und wirkungsvollen, nicht militärischen Abwehrmaßnahmen geführt, die überrascht haben, Herrn Putin negativ, uns positiv.
Dass die Sperrung von social media Kanälen, die Streichung von Fußballspielen oder die Schließung von Fastfood Restaurants die politische Propaganda eines Staates unterlaufen können, ist eine bemerkenswerte Erkenntnis in diesem Zusammenhang.
Diese Feststellungen und unsere gemeinsame Schweigeminute sind keine Lösung der Probleme, geben uns aber wenigstens Trost und Hoffnung.
Unsere Aktionen sind überwiegend passive Maßnahmen, das gilt auch für dieses Benefizkonzert, gemeinsam von der Friedenskirchengemeinde, der USB Stiftung und Vadim Neselovskyi initiiert und durchgeführt. Mit den Spenden und der Hilfe vieler Freiwilliger können wir einigen Opfern des Krieges ein wenig ihres Leids nehmen.
Durch tausende dieser Veranstaltungen wird unsere Unterstützung immer wirksamer und wir verhindern, dass der Krieg für uns zum Alltagsgeschehen wird. Gleichzeitig machen wir dem Aggressor täglich deutlich, dass sein Handeln weltweit geächtet wird.
Thomas Becker
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